Medikamente bei Herzschwäche: Zentraler Bestandteil der Herzinsuffizienz-Therapie

Schlüssel zu mehr Lebensqualität

Die Diagnose „Herzinsuffizienz“ ist für die Betroffen meist eine Herausforderung und sie fragen sich: Wie soll es jetzt weitergehen? Die gute Nachricht ist: Die Behandlungsmöglichkeiten sind in den letzten Jahren enorm besser geworden. Medikamente spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie entlasten das Herz, lindern Beschwerden wie Atemnot oder Müdigkeit. Auch verringern sich Herzrasen und Unruhe, Komplikationen nehmen ab. Kurz: sie können die Lebenserwartung deutlich verlängern und die Lebensqualität insgesamt steigern. 

Wir erläutern das Wichtigste zur Behandlung einer Herzschwäche mit Medikamenten, geben Tipps zur Einnahme und Handlungsoptionen, falls Sie ein Medikament nicht gut vertragen. Am Seitenende finden Sie zusätzlich Antworten auf die häufigsten Fragen zu Medikamenten bei Herzinsuffizienz.

Warum Medikamente bei Herzschwäche so wichtig sind

Eine Herzschwäche bedeutet, dass das Herz nicht mehr genug Kraft hat, um den Körper mit ausreichend Blut, Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Der Körper versucht anfangs, diesen Mangel zu kompensieren: Stresshormone werden ausgeschüttet, das Herz schlägt schneller, Wasser wird im Körper gespeichert. Kurzfristig funktioniert das, langfristig schadet es jedoch dem Herzmuskel.

Medikamente greifen genau hier ein. Sie stoppen diese schädlichen Mechanismen, schützen das Herz vor weiterer Überlastung und verlangsamen das Fortschreiten der Erkrankung. So können Sie länger aktiv bleiben und Ihr Leben genießen. Auch wenn es manchmal schwerfällt, täglich mehrere Tabletten einzunehmen: Medikamente sind kein „notwendiges Übel“. Sie sind vielmehr ein verlässlicher Begleiter, der Ihnen im Alltag hilft, trotz Herzschwäche aktiver und unbeschwerter zu leben.

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Die medikamentöse Therapie bei Herzinsuffizienz ist kein „Kann“, sondern ein Muss: Sie verlängert das Leben, reduziert Beschwerden und senkt das Risiko für Krankenhausaufenthalte. Besonders die vier zentralen Medikamentengruppen – RAAS-Inhibitoren, Betablocker, MRA und Diuretika – bilden die Grundlage der Behandlung.

Die vier wichtigsten Medikamentengruppen bei Herzschwäche

Ärztinnen und Ärzte setzen bei Herzschwäche vor allem auf vier Gruppen von Medikamenten:

  • RAAS-Inhibitoren
  • Betablocker
  • MRA (Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten)
  • Diuretika (Wassertabletten)


Diese haben sich seit vielen Jahren bewährt und sind wissenschaftlich sehr gut untersucht. Meistens werden sie in Kombination eingesetzt. Patienten mit Herzschwäche – auch jene mit einer leichten Ausprägung – profitieren von diesen Medikamenten. Kehrseite von Medikamenten sind mögliche Nebenwirkungen (z.B. (Müdigkeit, niedriger Blutdruck), die zu Therapiebeginn unangenehm sein können. Dies bessert sich meist nach einigen Wochen. 

Wichtig: Setzen Sie die Medikamente niemals eigenmächtig ab. Dies kann zu Gegenreaktionen führen.

RAAS-Inhibitoren – die Basistherapie

Sie blockieren ein körpereigenes Hormonsystem (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System), das Blutdruck und Wassermenge im Körper reguliert. Bei Herzschwäche ist dieses System überaktiv und belastet das Herz zusätzlich.

  • Wirkung: RAAS-Inhibitoren hemmen die Wirkung des RAAS und sorgen für Blutdrucksenkung, Schutz des Herzmuskels, was das Voranschreiten der Herzschwäche verringert sowie weniger Atemnot.

  • Einsatz: RAAS-Inhibitoren werden in jedem Stadium der Herzschwäche eingesetzt (oft in Kombination mit Betablockern).

  • Beispiele: ACE-Hemmer wie Ramipril, AT1-Blocker wie Candesartan, oder moderne Kombinationen wie Sacubitril/Valsartan (ARNI).

  • Nebenwirkungen: 

    • Niedriger Blutdruck (Auftreten: häufig): vor allem zu Beginn der Behandlung. Daher fängt man mit einer niedrigen Dosis an, die langsam gesteigert wird.

    • Husten (Auftreten: gelegentlich; insbesondere bei ACE-Hemmern): Tritt Husten auf, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, er kann Ihnen einen anderen Wirkstoff verschreiben.

    • Schwindel (Auftreten: gelegentlich).

    • Bei Nierenerkrankungen kann die Nierenfunktion weiter beeinträchtigt werden (Auftreten: sehr selten).

Betablocker – Schutz vor Stresshormonen

Sie blockieren die Wirkung von Adrenalin, dem Stresshormon, das der Körper bei Herzschwäche vermehrt ausgeschüttet, um diese auszugleichen. Das Herz schlägt dadurch ruhiger, langsamer und braucht weniger Sauerstoff.

  • Wirkung: Betablocker hemmen die Wirkung des Adrenalins, indem sie dessen Andockstellen blockieren und sorgen für eine Entlastung des Herzens, weniger Herzrasen sowie bessere Belastbarkeit.

  • Einsatz: Betablocker werden in jedem Stadium der Herzschwäche eingesetzt (meist in Kombination mit RAAS-Inhibitoren).

  • Beispiele: Bisoprolol, Metoprolol, Carvedilol.

  • Gut zu wissen: Müdigkeit oder Schwindel zu Beginn sind häufig, verschwinden aber in den meisten Fällen nach einigen Wochen.

Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA) – zusätzliche Herzschützer

In der Medizin ist ein Antagonist eine Substanz, die die Wirkung einer anderen Substanz blockiert oder hemmt. Im Rahmen der Herzschwäche wird das Hormon Aldosteron im Übermaß gebildet. MRA (Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten) hemmen das Hormon Aldosteron, das Wassereinlagerungen und den Umbau des Herzmuskels fördert.

  • Wirkung: Schutz vor Vernarbungen im Herzmuskel, Ausschwemmung von Wasser, dadurch ein besseres Wohlbefinden.

  • Einsatz: MRA werden ab einer leichten Herzschwäche zusätzlich zu RAAS-Inhibitoren und Betablockern eingesetzt.

  • Beispiele: Spironolacton, Eplerenon.

  • Nebenwirkungen: 

    • Brustvergrößerung bei Männern, insbesondere bei Spironolacton (Auftreten: gelegentlich)

    • Langsamer Puls (Auftreten: häufig)

    • Niedriger Blutdruck: Oft beginnt man mit einer niedrigen Dosis, die langsam gesteigert wird. (Auftreten: häufig)

    • Schwindel (Auftreten: gelegentlich)

    • Asthmaanfälle, bei Vorerkrankung (Auftreten: selten)

Diuretika (Wassertabletten) – schnelle Hilfe bei Flüssigkeitseinlagerungen

Diuretika steigern die Ausscheidung von Wasser über die Nieren (Urinproduktion). Somit reduzieren sie überschüssiges Körperwasser, das im Rahmen der Herzschwäche eingelagert wurde. Das lindert Atemnot und Schwellungen an den Beinen. Positiv ist, dass Sie lernen können, Wassertabletten (Diuretika) selbst zu dosieren, wenn Ihre Beschwerden (durch Wassereinlagerungen) zunehmen. Aber Sie müssen Ihren Arzt fragen, ob und wie Sie dies genau tun können.

  • Wirkung: schnelle Entlastung des Herzens, besseres Atmen, weniger Ödeme.

  • Einsatz: Sie werden bei Patienten mit Wassereinlagerungen oder dadurch ausgelösten Beschwerden verordnet. Auch bei einer Zunahme der Beschwerden (zunehmende Atemnot, zunehmende Ödeme, Patient kann nachts nicht flach liegen) können sie rasch das Herz entlasten.

  • Beispiele: Furosemid, Torasemid, Hydrochlorothiazid.

  • Nebenwirkungen: 

    • Flüssigkeitsmangel (Auftreten: gelegentlich). Dies kann z.B. nach starkem Schwitzen der Fall sein.

    • Mineralstoffmangel (Kalium, Natrium) im Blut (Auftreten: gelegentlich): Mineralstoffe werden mit dem Urin über die Nieren ausgeschieden und können dann fehlen.

    • Niedriger Blutdruck (Auftreten: selten)

    • Blutgerinnsel (Auftreten: sehr selten)

Ergänzende Medikamente und neue Entwicklungen

Je nach individueller Situation können weitere Medikamente sinnvoll sein:

  • SGLT2-Hemmer (z. B. Dapagliflozin, Empagliflozin) – ursprünglich gegen Diabetes entwickelt, haben sie sich auch bei Herzschwäche bewährt und verbessern Prognose und Lebensqualität.

  • Digitalispräparate – helfen, wenn der Herzschlag unregelmäßig ist.

  • Blutverdünner – werden bei Vorhofflimmern eingesetzt, um Schlaganfälle zu verhindern.

Gerade SGLT2-Hemmer zeigen, wie rasant sich die Herzschwäche-Therapie entwickelt. Heute stehen Medikamente zur Verfügung, die noch vor wenigen Jahren nicht denkbar gewesen wären.

Wie sollten Herzschwäche-Medikamente eingenommen werden?

Medikamente sind ein Hauptbestandteil des Behandlungsplans und spielen eine zentrale in der Therapie bei Herzinsuffizienz. Die Kombination der richtigen Medikamente hat mehrere Hauptziele: Die Entlastung des Herzens, die Behandlung von Grunderkrankungen und die Vermeidung des Fortschreitens Ihrer Herzschwäche. Manche Menschen erleben es als unangenehm, für immer Medikamente einzunehmen. Bitte seien Sie sich bewusst, dass die geregelte Einnahme der richtigen Medikamente ein wichtiger Schutz für Sie ist.

  • Folgen Sie strikt den Angaben Ihres Arztes zur Einnahme. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt den Medikamentenplan (enthält Name, Stärke, Dosis und Einnahmezeitpunkte der Medikamente).
  • Ändern Sie nie die Dosierung ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt.
  • Nehmen Sie die Medikamente weitgehend zu den gleichen Zeitpunkten ein.
  • Nehmen Sie alle Ihre Medikamente regelmäßig ein und entscheiden Sie niemals selbst, ein Medikament wegzulassen.

Praktische Tipps - Medikamente bei Herzinsuffizienz im Alltag

  • Regelmäßig & zur gleichen Zeit einnehmen. Halten Sie sich an die ärztlichen Vorgaben und verändern Sie die Dosis nicht auf eigene Faust. So bleibt Ihre Herzfunktion stabil und die Therapie kann ihre Schutzwirkung voll entfalten.
  • Medikamentenplan nutzen – und sichtbar aufbewahren. Klären Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt Name, Stärke, Dosis und Einnahmezeitpunkte. Tragen Sie den Plan bei sich und hängen Sie zu Hause eine Kopie gut sichtbar auf.
  • Tablettendosierer einsetzen. Hier können die Medikamente übersichtlich für die ganze Woche einsortiert werden. Das gibt Sicherheit und Sie merken sofort, wenn eine Einnahme vergessen wurde. Lassen Sie sich ruhig helfen, wenn Sie Schwierigkeiten beim Einsortieren haben.
  • Vorausschauend planen. Bei Terminen, Ausflügen oder Reisen: Richten Sie die Einnahmezeiten rechtzeitig ein, damit nichts dazwischenkommt.

Was können Sie selbst tun, wenn Sie an einer Herzschwäche erkrankt sind?

Medikamente sind die Basis. Auch wenn es manchmal mühsam erscheint, Tabletten dauerhaft einzunehmen: Sie sind Ihr persönlicher Herzschutz. Medikamente bei Herzschwäche können Beschwerden lindern, Krankenhausaufenthalte verhindern und das Leben spürbar verlängern. Doch auch Sie selbst können den Erfolg der Therapie entscheidend beeinflussen.

  • Kontrollieren Sie Ihr Gewicht. Eine plötzliche Zunahme kann auf Wassereinlagerungen hindeuten.

  • Bewegen Sie sich regelmäßig. Schon kleine Spaziergänge wirken positiv auf Herz und Kreislauf.

  • Achten Sie auf Salz und Flüssigkeit. Beides beeinflusst, wie stark das Herz belastet wird.

  • Hören Sie auf Ihren Körper. Notieren Sie Symptome wie Atemnot oder Schwellungen und sprechen Sie sie beim nächsten Arzttermin an.

Dame mit Herzschwäche
Telemedizinische Versorgung ist ein effektives und effizientes „Frühwarnsystem“, das auf einfache Weise Leben gerettet.

Mehr Lebensqualität mit Telemonitoring

Telemonitoring klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. Binnen weniger Minuten übermitteln Sie über die gelieferten Geräte (Waage, Tablet zur Bestimmung des Gesundheitszustands, kombiniertes Blutdruck und EKG Messgerät) täglich die wichtigen Gesundheitswerte an Ihren Kardiologen, der Sie bei einer Verschlechterung Ihres Gesundheitszustandes sofort kontaktiert. Zum Beispiel werden Wassereinlagerungen rasch entdeckt und können über die Anpassung der Medikamente reguliert werden. Das bedeutet weniger Arztbesuche, gleichzeitig mehr Sicherheit und Lebensqualität für Ihren Alltag. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Alle Details finden Sie auf unserer Patientenseite.

FAQs - Antworten auf die häufigsten Fragen

  • 1× tägliche Einnahme: bis zu 12 Stunden später nachholen.

  • Mehrfach tägliche Einnahme: bis zu 2 Stunden später nachholen.

  • Wenn Sie diese Zeitpunkte verpasst haben, die Medikamente nicht „doppelt nehmen“, sondern einfach im gewohnten Rhythmus Ihres einnahmeplans fortfahren.

  • Bei leichten Beschwerden: Arztpraxis oder Apotheke kontaktieren.

  • Bei stärkeren Beschwerden oder akuten Problemen: sofort medizinische Hilfe veranlassen. Rufen Sie den Rettungsdienst/Notarzt (Rufnummer 112) oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst (Rufnummer 116117) oder wenden sich an lokale Notfallnummern.

Im Gegenteil. Sie leben länger und besser, wenn Sie die richtigen Medikamente regelmäßig einnehmen! Ihre Beschwerden (Atemnot, Herzrasen, Müdigkeit) gehen zurück. Notfälle sind seltener.

Das vergeht in den allermeisten Fällen nach 4 bis 6 Wochen. Betablocker entlasten und schützen Ihr Herz. Blutdruck und Herzfrequenz sinken, wodurch die beschriebenen Beschwerden ausgelöst werden können.

Tatsächlich gibt er Ihnen einen besseren Überblick über Ihre Medikamenteneinnahme. Im Tablettendosierer sind alle Tabletten für eine Woche eingeordnet. Ihnen fällt sofort auf, wenn Sie die Einnahme mal vergessen. Auch müssen Sie nicht bei jeder Einnahme Ihre Tabletten zusammensuchen.

Lassen Sie sich von Ihrem Arzt erklären, wie Sie die Einnahme von Wassertabletten flexibler gestalten können. Beispielsweise können Sie die Wassertabletten 4 Stunden vor dem Schlafengehen einnehmen, dann setzt die Ausschwemmwirkung nicht nachts ein.