Prof. Dr. Michael Kreußer über Telemonitoring bei herzinsuffizienz
Die Herz-Kreislauf-Praxis Wiesbaden war die erste Praxis in Hessen, die bei der kassenärztlichen Vereinigung als Telemedizinisches Zentrum (TMZ) zertifiziert wurde. Das war im Mai 2022, nur wenige Monate nach offiziellem Start von Telemonitoring bei Herzinsuffizienz (TmHi) in der Regelversorgung. Im September 2022 konnte das TMZ Wiesbaden die ersten Patienten einschließen. Vorangetrieben haben das Projekt in Wiesbaden gemeinsam Dr. Peter Mahr und Prof. Dr. Michael Kreußer.
In einem persönlichen Gespräch erzählt Professor Kreußer von seinen Erfahrungen mit hedy Telemonitoring und erläutert Hintergründe und Potenziale der innovativen Betreuungsmethode.
Nach langjähriger Tätigkeit am Universitätsklinikum Heidelberg mit dem Schwerpunkt Herzinsuffizienz stieg Professor Kreußer Anfang 2022 in die Herzkreislauf-Praxis Wiesbaden ein. Und hatte gleich ein klares Ziel vor Augen. „Ich wollte dort unbedingt den Schwerpunkt Herzinsuffizienz ausbauen. Dazu gehörte für mich auch, Telemedizin anzubieten.“
Seine Kollegen konnte er schnell für das Thema begeistern. „Die wissenschaftlichen Daten sind überzeugend. Eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität, weniger Klinikaufenthalte, sogar Lebenszeitverlängerung. Das bringt offensichtlich was!“
Dass trotz der augenscheinlichen Evidenz die Etablierung telemonitorischer Betreuung bei Herzinsuffizienz (TmHi) nur langsam voranschreitet, erklärt der Kardiologe so: „Der G-BA-Beschluss ist das eine. Die Umsetzung in der Praxis das andere. Ärzte haben einen vollen Arbeitstag und somit ist es oft schlicht ein Zeitproblem, Telemonitoring bei Herzinsuffizienz einzuführen.“
hedy bietet Patienten ein einfaches Handling
Seiner Ansicht nach braucht es deshalb dafür einen sehr guten Anbieter, der die Umsetzung begleitet. Das TMZ Wiesbaden arbeitet mit hedy. Im Vorfeld haben sie sich einige Anbieter angesehen und sich schlussendlich für das Telemonitoring Programm der HCSG entschieden. „hedy hat das beste Konzept, da es gut umsetzbar für die Patienten ist. Insbesondere die Älteren brauchen ein einfaches Handling, wo sie sich technisch nicht einbringen müssen.“
Diesen Vorteil sieht er im Praxisalltag bestätigt, denn es fallen kaum Patienten aus, weil sie mit hedy nicht zurechtkommen. Sein ältester TmHi-Patient ist 89 Jahre alt und kommt prima damit zurecht. „Bei anderen Systemen fallen viele Patienten aus technischen Gründen wieder raus. Sie müssen bspw. Daten eingeben, was sie schlichtweg überfordert.“
Denn: In der Telemedizin müssen alle mitmachen, vor allem aber die Patienten selbst. Wenn er erwägt, einem Patienten die Aufnahme ins Telemonitoring anzubieten, fragt er sich immer zuerst „Schafft der das?“
Die Praxis betreut Patienten aus ganz Deutschland
Das TMZ Wiesbaden betreut aktuell über 200 Patienten. Der Großteil stammt aus der eigenen Praxis, aber es sind auch Patienten aus anderen Praxen darunter, die von anderen primär-behandelnden Ärzten (PBAs) betreut werden. „Wir sind motiviert, Telemedizin für so viele Patienten wie möglich anzubieten. Wir haben Patienten, die nur für die telemedizinische Betreuung zu uns in die Praxis kommen. Auch aus anderen Bundesländern.“ Die Patienten werden von Kollegen aus Bayern, Hessen, NRW, dem Saarland und Rheinland-Pfalz in die Herz-Kreislauf-Praxis in Wiesbaden zur TmHi-Betreuung geschickt.
Patienten-Coaching ist ein wichtiger Erfolgsbaustein
Professor Kreußer ist äußerst zufrieden mit hedy. Nicht nur technisch, sondern auch Service-seitig. „Mit hedy klappt alles super. Von den Abläufen her, aber auch, weil sich die Patienten gut betreut fühlen. Sie haben mit hedy neben uns als betreuende Kardiologen nochmal einen Extra-Ansprechpartner.“
Das TMZ Wiesbaden ist ein hedy Servicekunde. Das bedeutet, dass nach Aufklärung und Einschluss der Patienten in der Praxis der Erstkontakt in der TmHi über den fachlichen Support bei hedy stattfindet. Das Feedback der Patienten sei durchweg positiv und es liefe alles reibungslos, meint der Kardiologe. „Die Patienten sind sehr zufrieden. Die Leute bei hedy sind kompetent und zugleich sehr menschlich und einfühlsam.“ Der persönliche Zuspruch sei für die vulnerablen Patienten ohnehin sehr wichtig.
Nach Ansicht des Experten sind die Ergebnisse, die sich in den Studiendaten widerspiegeln, auch aufgrund des Teaching- und Ratgeber-Aspekts so gut. Wenn die Patienten neben der medizinischen Versorgung auch ein Coaching erhielten, wie sie ihren Alltag bewältigen und was sie selbst beitragen können, um ihren Gesundheitszustand zu verbessern, sei das ein ganz wesentlicher Baustein. Ihm sei bewusst, dass diese Leistung kein offizieller Bestandteil der TmHI-Leistungen in der Regelversorgung ist. Er schätze es darum umso mehr, dass die Patienten über die hedy-Telenurses so gut gecoacht würden.
hedy hat in der Betreuung der HI-Patienten sich sehr bewährt
Auch der Umgang mit den Warnmeldungen liefe einwandfrei, meint Professor Kreußer. Die Vorabklärungen erfolgten über die hedy-Fachleute, die meistens das Problem lösen könnten. Die weichen Faktoren stimmten hier, denn die Patienten fühlten sich wohl und sicher.
Aber auch was die harten Endpunkte anginge, sei auf hedy Verlass. „Wir haben mehrfach Fälle von Vorhofflimmern oder anderen Rhythmusstörungen entdeckt, welche uns vorher nicht bekannt waren. Auch Fälle von Übertherapie werden an den niedrigen Blutdruckwerten erkannt. All das würden wir ohne das telemedizinische Monitoring gar nicht mitbekommen, erst beim nächsten Besuch in der Praxis.“
Dass sich Krankenhauseinweisungen verhindern lassen, sieht der Kardiologe und ehemalige Klinikoberarzt ebenfalls in seiner Praxis bestätigt. „Häufig kommen Herzinsuffizienz-Patienten mit Atemnot in die Notaufnahme. Meist ist Wasseransammlung die Ursache. Über die tägliche Gewichtskontrolle werden diese erkannt und wir können gleich gegensteuern, sodass gar nicht erst ein Notfall entsteht.“
Vielseitige Entwicklungsansätze für TmHi
Wie viele andere Spezialisten auch wünscht sich Professor Kreußer, dass zudem herzinsuffiziente Patienten, die eine bessere Pumpfunktion [als die aktuell als Einschlusskriterium geforderte Ejektionsfraktion von <40%] haben, dennoch in ein telemedizinisches Programm aufgenommen werden. „Es gibt einige Studien, die belegen, dass auch diese Patientengruppe in ähnlichem Maße von Telemonitoring bei Herzinsuffizienz profitieren würde. Es gibt also eigentlich keinen Grund, diese auszuschließen.“
Mit den privaten Krankenkassen gibt es bereits Vereinbarungen, wie diese Patienten auch eingeschlossen werden können. Nachdem es TmHi auf Rezept anfangs nur für Kassenpatienten gab, legen in diesem Punkt nun die Privaten vor. Das gäbe Anlass zur Hoffnung, dass die gesetzlichen Krankenkassen hier bald nachziehen.
Ein weiterer wichtiger Faktor, um Telemonitoring weiter auszurollen, wäre die Überwindung von Sprachbarrieren. Aktuell laufen die TmHi Programme ausschließlich auf Deutsch. Wenn der Patienten aber kein Deutsch spricht und keine Angehörigen im gemeinsamen Haushalt leben, die Deutsch sprechen, kann der Betroffene oft nicht ins Programm aufgenommen werden.
Ein anderer Grund, warum sich TmHi nicht schneller ausweitet, liegt möglicherweise in der Finanzierung bzw. Budgetierung. Die Vergütung von PBA und TMZ ist ungleich verteilt. „Ein TMZ zu betreiben ist eher, die Vergütung der PBAs ist dagegen weniger attraktiv.“ Es sei schwierig Hausärzte zu begeistern und Kardiologen wollten i.d.R. keine PBAs sein, ohne gleichzeitig auch die Vergütung für das TMZ zu erhalten. „Wenn Telemonitoring noch mehr in die Breite getragen werden soll, ist eine attraktivere Vergütung der Aufgaben des PBA ein Muss. Schließlich haben die PBAs ja auch einen großen Anteil an der Betreuungsarbeit.“
Weitere mögliche Einsatzgebiete für Telemonitoring
Abseits der HI-Patienten sieht Professor Kreußer etliche weitere potenzielle Einsatzgebiete für Telemonitoring. „Es gibt möglicherweise auch noch viele andere Patienten, für die Telemonitoring hilfreich wäre. Andere chronisch kranke Patienten wie Diabetiker oder Lungenpatienten beispielsweise, oder Patienten mit Herz-Rhythmusstörungen. Hier könnte Telemonitoring die Lücke schließen, die aktuell alleine von den Hausärzten gefüllt werden muss. Plus: Durch das Telemonitoring haben die Patienten ja einen Ansprechpartner mehr. Sie haben eine Telefonnummer, unter der sie Hilfestellung bekommen und ein offenes Ohr finden. Das entlastet alle.“
Großes Engagement
Wir danken Professor Kreußer für das Interview und die bereit gestellten Informationen. Ebenso für sein großes Engagement, mit dem er den Einsatz von TmHi vorantreibt. In regionalen Vorträgen berichtet und informiert er über den Einsatz von Telemonitoring und den Betrieb eines TMZs. Beispielsweise gemeinsam mit Partnern aus den Kliniken in der jährlichen Fortbildungsreihe „Das schwache Herz“ in Wiesbaden, im Rheingau und in der Umgebung oder auf der regelmäßigen eigenen Informationsveranstaltung seiner Praxis im Wiesbadener Kurhaus. Zudem baut er aktuell mit regionalen Partnern ein „Herzinsuffizienz Netzwerk“ auf. Sein Schwerpunkt liegt aber natürlich in der persönlichen Betreuung seiner Patienten in der Praxis und im Herzkatheterlabor, auf die zusätzliche Überwachung seiner Patienten durch TmHi möchte er dabei aber nicht mehr verzichten.