Erfahrungen einer Heart Failure Nurse

Interview Ronja Sargalski - Heart Failure Nurse am Cardiologicum Hamburg

Die Patientin hatte stetig an Gewicht zugenommen und litt unter extremer Luftnot. Wir haben sie einbestellt und Wassertabletten gegeben. Ohne hedy wäre die Frau als Akutfall in der Notaufnahme gelandet. Durch die konsequente Überwachung der Werte konnte ein Krankenhausaufenthalt verhindert werden. 

So schildert Ronja Sargalski einen Fall aus ihrer täglichen Arbeit mit hedy Telemonitoring.

Ronja Sargalski arbeitet als Heart Failure Nurse am Hamburger Cardiologicum. Die sympathische Norddeutsche ist Krankenschwester aus Überzeugung und ist mit Herzblut dabei. 

Sie habe nach ihrer Ausbildung in der Studienzentrale gearbeitet und etliche Studien betreut. Die akribische Arbeit liege ihr. Das sei unglaublich spannend gewesen. Auch Herzinsuffizienz-Studien unter Professor Bergmann habe sie begleitet. Sie habe dabei erkannt, dass noch viel Bedarf besteht, um die Betreuung besser zu machen und sich deshalb zur Heart Failure Nurse ausbilden lassen.

Als Heart Failure Nurse ist sie Ansprechpartnerin für die Patienten, wenn es ihnen schlecht geht oder sie Fragen haben. Ihre freundliche Art wirkt bestimmt beruhigend bei den Patienten, genauso wie die enorme Kompetenz, mit der sie über das Thema Herzinsuffizienz spricht. Hier arbeitet eine Frau mit einer Berufung. Die Verantwortung ist groß, denn eine Fehleinschätzung kann für den Patienten schlimme Folgen haben.

„Das Wichtigste ist, ein Akutereignis zu verhindern. Leider setzt sich oft mit Einlieferung ins Krankenhaus eine Abwärtsspirale in Gang. Je öfter der herzinsuffiziente Patient ins Krankenhaus muss, desto schlimmer wird meist der Zustand. Unglücklicherweise gehen die Patienten nicht wieder so fit aus der Klinik, wie sie es vorher mal waren. Darum ist für uns das Wichtigste, Klinikaufenthalte zu verhindern.“

Als zu Jahresbeginn der G-BA-Beschluss in Kraft trat, mit dem Telemonitoring für herzinsuffiziente Patienten in die Regelversorgung aufgenommen wurde, hat die Geschäftsführung des Cardiologicums in Hamburg die Chance sofort erkannt.

„Das ging dann ja ganz schnell. Die Geschäftsführung hat sich die Anbieter angesehen und die Wahl ist auf das hedy Telemonitoring-Programm der HCSG gefallen. Wir bekamen die Einführung im Februar/ März 2022 und sind dann sofort mit der Pilotphase gestartet.“

Mittlerweile befinden sich 162 Teilnehmer in ihrem Programm. Zahl steigend. Jüngere sind auch darunter, deren Herzschwäche oft aus einer Herzmuskelentzündung rühren. Die meisten sind um die 70 Jahre alt. Aber auch weit über 80-Jährige sind dabei. „Die kommen wirklich gut zurecht.“ konstatiert Frau Sargalski fröhlich.

Momentan arbeitet Ronja Sargalski als Heart Failure Nurse im Telemonitoring zusammen mit 3 bis 4 Ärztinnen und Ärzten sowie Professor Bergmann. Ronja Sargalski hat eine klare Struktur in ihrem strammen Arbeitsalltag. Der Check des hedy Portals erfolge mittags, dann seien alle Werte da. „Die meisten Patienten haben das Messen am Vormittag in ihre Alltagsroutine eingebaut. So kommen die Werte schön regelmäßig.“

Das gesamte Team sei mit hedy sehr zufrieden. Mit dem Produkt an sich, mit dem Service und mit der Zusammenarbeit mit den HCSG Mitarbeitern. In erster Linie aber mit täglichen Betreuungsmöglichkeit, die dies Technologie bietet. „Es hilft uns, diese gefährlichen Akutereignisse zu vermeiden. Die Menschen müssen weniger ins Krankenhaus und sie sterben weniger, weil wir mitbekommen, wenn sich ein Zustand verschlimmert. Das ist großartig.“ unterstreicht Frau Sargalski ihre Überzeugung.

Durchschnittlich werden täglich 10 Warnhinweise bearbeitet. Die HCSG Telenurses nehmen eine Einschätzung der Fälle vor und kontaktieren die Patienten. Manchmal liegt nur eine ungenaue Messung vor, die wiederholt werden muss. Bestätigt sich die Werteschwankung nach dem Kontakt mit dem Patienten, übernimmt die verantwortliche Ärztin im Cardiologicum den Fall. .„Insbesondere, wenn die Gefahr eines Vorhofflimmerns besteht, ist es wichtig, dass ein Arzt eine Einschätzung vornimmt.“

Das System löst auch einen Warnhinweis aus, wenn die Werte für Gewicht oder Blutdruck außerhalb eines definierten Bereichs liegen. „Wir haben mit der HCSG ganz klar definiert, wann ein Warnhinweis ausgelöst   wird. In der Handlungsanleitung – auch SOP [standard operate procedure] genannt – ist für jede Messung festgelegt, wann wir den Warnhinweis sehen müssen. Alle eintreffenden Daten werden von der HCSG vorgesichtet. Das ist ein echtes Hand-in-Hand-arbeiten und klappt richtig gut.“

 „Wir können sofort reagieren und beispielsweise die Medikation der blutdrucksenkenden Mittel anpassen oder Wassertabletten geben. Oder den Patienten in die Sprechstunde einbestellen. Hierfür lasse ich immer einen Puffer im Terminkalender.“ berichtet Ronja Sargalski. Und manchmal müsse ein Patient auch für das Krankenhaus oder eine Ablation angemeldet werden. Doch ohne die tägliche Überwachung, würden diese Fälle viel dramatischer enden.

„Das ist der große Vorteil des Telemonitorings: Wir bekommen mit, wenn sich die Werte schleichend, aber stetig verändern. Wenn beispielsweise drei Tage in Folge die Systole über 140 liegt, dann passen wir die Medikation an. Ebenso beim Gewicht: Wenn es innerhalb weniger Tage eine Zunahme von 3 bis 4 kg gibt, da sieht man gleich, dass da was nicht stimmt.“

Die Überwachung steht und fällt natürlich mit der Adhärenz der Betroffenen. Die Patienten des Cardiologicums verwenden routiniert und sehr konsequent ihre Geräte. „Viele sind dankbar über die engmaschige Betreuung, die man über die normale Praxis nicht abdecken kann. Wir passen ja auf, dass alles stabil bleibt und rufen lieber 1x zu viel den Patienten an. Das macht ihnen nichts aus, denn sie wissen, dass sie dadurch weniger ins Krankenhaus müssen.“

Beispiel Vorhofflimmern: Manchmal sind die Messwerte ungenau und das System gibt ein Vorhofflimmern an oder meldet, dass es nicht eindeutig bestimmt werden kann. „Dann kontaktieren wir den Patienten,  bestellen ihn kurzfristig ein zur Kontrolle vor Ort, passen gegebenenfalls die Medikamention an und geben blutdrucksenkende Medikamente. Eine Blutdruckanpassung verhindert die Dekompensation über den Blutdruck und das ist ganz viel wert.“

 

„Wir sehen durch die dauerhafte Überwachung und engmaschige Kontrolle sofort, wie die Anpassung einer Therapie greift. Das ist immens wichtig. Sonst wird immer nur zwischen zwei Arztbesuchen verglichen. Wir bekommen täglich die Werte geliefert und können gleich sehen, wie sich die Veränderung auswirkt. Ein direktes Feedback bezüglich der Medikation also. Das ist nicht nur für die Patienten gut, sondern bringt auch die Forschung voran.“

Zudem würden tatsächlich Leben gerettet. Sie schildert ein weiteres Beispiel aus dem Praxisalltag: „Ein Patient hatte ein sehr auffälliges EKG. Eindeutiges Vorhofflimmern. Wir haben sofort eine Ablation in die Wege geleitet, wodurch der Sinus-Rhythmus wieder hergestellt wurde. Allein zwischen zwei Praxisbesuchen hätten wir das gar nicht mitbekommen. Der Patient hätte versterben können.“

„hedy ist eine super Sache! Wir arbeiten mit der HCSG Hand in Hand, es besteht ein reger Austausch und wir können eine engmaschige Betreuung sicherstellen. Dass die Leute von HCSG sich so gut auskennen und die Vorgespräche führen, ist eine große Hilfe. Wir erzielen einen tollen Lernprozess gemeinsam. Das ganze nimmt natürlich Zeit in Anspruch und wenn es weiter wächst, brauchen wir auch mehr Personal. Dennoch können wir auf diese Weise viel mehr Patienten intensiv betreuen als ohne Telemonitoring.“

Hedy Telemonitoring ist gut in der Regelbetreuung angekommen. Das lässt sich aus den Worten der erfahrenen Heart Failure Nurse heraushören. Ob es denn etwas gebe, was man verbessern könne?
„Beim EKG gibt es am ehesten ungenaue Werte, da es manchmal verwackelt ist. Hier muss dann nachgemessen werden, wenn die Werte nicht eindeutig sind. Hier wünsche ich mir noch etwas mehr Stabilität bei der Messung der Daten.“

Ronja Sargalski ist der festen Überzeugung, dass sich Telemonitoring in der Betreuung herzinsuffizienter Menschen durchsetzen wird. Ob sie sich diesbezüglich etwas wünsche?

„Die Einschlusskriterien sollten angepasst werden, damit auch Menschen, die aus anderen Gründen als einer verminderten Pumpleistung herzinsuffizient sind, telemedizinisch betreut werden können. Denen können wir genauso helfen!“

Hintergrund: Bislang können Herzinsuffiziente mit erhaltender Auswurffraktion nicht über die Regelversorgung in die telemedizinische Betreuung aufgenommen werden. „Dabei könnten wir diese Patienten genauso gut überwachen.“ Eine solche Herzinsuffizienz sei zwar nicht so gut behandelbar und einige Medikamente noch in der Forschung. Doch gerade weil es das direkte Feedback gibt, wäre es aus Sicht von Frau Sargalski sinnvoll, diese Menschen ebenfalls einzuschließen.

Die Studienzentrale des Cardiologicums befasst sich u.a. mit Herzinsuffizienzstudien. Dank Menschen wie Ronja Sargalski, denen es offenkundig am Herzen liegt, die Patienten bestmöglich zu betreuen und zu versorgen, wird es gelingen, das Ausrollen von Telemonitoring bei Herzinsuffizienz voranzubringen.

Dafür – und für dieses Interview – ein herzliches Dankeschön unsererseits.