Sandra Rosendahl - Ein Portrait
Seit Anfang April steht Sandra Rosendahl an der Spitze der Health Care Systems GmbH. Die neue Geschäftsführerin ist ein Urgestein der HCSG und hat eine ebenso ungewöhnliche wie beeindruckende Laufbahn hinter sich. Wir stellen sie einmal vor.
„Ich werde mit der HCSG nur erfolgreich, wenn ich mein Team habe. Wir erreichen gemeinsam die Erfolge.“ Sandra Rosendahl ist durch und durch eine Teamplayerin, die die Fähigkeiten und Leistungen jedes einzelnen Mitarbeitenden kennt und schätzt. Sie kennt sie, da sie bereits seit Gründung der HCSG 2016 mit an Bord ist und damit wie die meisten der Mitarbeitenden schon lange im Unternehmen ist.
Beständigkeit macht die HCSG zu einem erfahrenen Player im Bereich Telemedizin. Das Thema TmHi in der ärztlichen Regelversorgung ist zwar vergleichsweise jung, doch die telemonitorische Betreuung herzinsuffizienter Patienten gibt es schon sehr viel länger. Innerhalb der HCSG gehörte es stets zur Leitkultur vorauszudenken und neue technologische Lösungen zu entwickeln.
Dass nichts beständiger ist als der Wandel, ist Sandra absolut bewusst. Auch, dass Wandel zur DNA der Firma gehört, die in einem Spannungsfeld von Forschung, Patientenversorgung, Krankenkassen und Gesundheitspolitik agiert. Führungsverantwortliche brauchen neben fachlichem Knowhow auch jede Menge Teamfähigkeit, innovatives Denken und Talent Menschen zu führen.
HCSG 2.0
Das sind genau die Eigenschaften, die Sandra Rosendahl mitbringt. Wer es von der gelernten Kinderkrankenschwester an die Spitze eines Technologie-Unternehmens schafft, muss schon einiges draufhaben.
Mit Beständigkeit und Elan möchte die neue Geschäftsführerin die HCSG in die Zukunft führen: Das Leitmotiv lautet HCSG 2.0. „Es geht nach dem Führungswechsel nicht einfach alles weiter wie bisher. Um strategische und natürlich ökonomische Ziele zu erreichen, brauchen wir Veränderungen im Unternehmen“, konstatiert sie.
Es liegt in ihrem Naturell, Menschen zu führen und anzuleiten, weil sie stets darauf schaut, was braucht derjenige, um das Geforderte umzusetzen. Das hilft nicht nur im Umgang mit den Mitarbeitenden, es ist ein essentieller Faktor auch im Umgang mit den Kunden, in der Entwicklung des Produktes und der Services. Dazu später mehr.
Neu eingeführt hat Sandra einen wöchentlichen internen Newsletter, über den sie die Mitarbeitenden persönlich über die Highlights und Lowlights der Woche informiert. So sind alle 26 Mitarbeitenden in Pullach, Berlin und Basel-Münchenstein (CH) immer auf dem Laufenden.
Wieso Basel? Sandra ist zwar offiziell als Geschäftsführerin der HCSG in Deutschland bestellt, leitet aber vorübergehend die HCSG in der Schweiz mit.
Care4Cardio - das Schweizer hedy
In der Schweiz gab es im Dezember 2023 den Entscheid des Eidgenössischen Departement des Inneren (EDI), Telemonitoring bei Herzinsuffizienz (TMP-CHI) in die Krankenpflege-Leistungsverordnung mit aufzunehmen. Diese Regelung trat am 01. April 2024 in Kraft. Damit ist TMP-CHI als Leistung für die obligatorische Krankenpflegeversicherung leistungspflichtig und hat, ähnlich wie in Deutschland, streng definierte Einschlusskriterien., die die Patienten erfüllen müssen.
Das TMP-CHI Programm Care4Cardio unterscheidet sich zu hedy in einem wichtigen Punkt: Die Patienten erhalten ein monatliches Beratungsgespräch zu ihrer Krankheitssituation und ein Coaching, in dem sie lernen, was sie selbst beitragen können, um ihren Gesundheitszustand zu verbessern.
Coaching der Patienten als wichtiges Element zur Steigerung der Adhärenz
„Die individuelle Beratung und der salutogenetische Ansatz, die gesunden Anteile und Ressourcen der Patienten zu nutzen um ein Kohärenzgefühl zu entwickeln, ist ein wesentlicher Faktor zur Steigerung der Adhärenz“, meint Sandra. Diese Überzeugung beschreibt wunderbar die Sandras Herangehensweise und ihre Kompetenz, auf ihr Gegenüber einzugehen.
Wandel der HCSG Deutschland
Das Jahr 2023 war für die HCSG in Deutschland von einigen Veränderungen geprägt. Vor allem in der Unternehmensspitze gab es Umbrüche, einige der Gründer verließen das Unternehmen.
„Ich habe es mit aufgebaut, jetzt möchte ich es mitgestalten“, war Sandras Antrieb, sich für den Geschäftsführerposten zu entscheiden, mit größter Zustimmung aus dem Kreis der Mitarbeiter.
Aber abgehoben hat sie deswegen nicht. Sie sieht sich immer noch als ein Teil des Teams. „Ohne die Heart Failure Nurses (HFN) und den Customer Support, ohne die Vertriebler und die anderen Stabstellen, ohne das IT-Team, sprich ohne die motivierten Menschen, die Tag für Tag hier ihr Bestes geben, könnte ich allein gar nichts bewirken.“
Und ohne die Kunden auch nicht. Gleich zum Start hat sie alle Kunden und Interessenten angeschrieben. Zum einen, um die Führungsänderung persönlich zu kommunizieren. Zum anderen, um sich mit ihnen auszutauschen sowie Anforderungen und Erwartungen der Kunden einzuholen. „Ich habe ganz tolle Reaktionen bekommen. Daraus können wir richtig was machen, um hedy weiterzubringen. Gleichzeitig sehe ich hier große Chancen, dass wir gesundheitspolitisch einiges bewegen können“, berichtet Sandra.
Viel Entwicklungspotenzial für TmHi
„Wir wollen was bewirken. Dafür müssen wir über den Tellerrand schauen. Technologisch ist auf jeden Fall noch viel möglich, beispielsweise eine Sprachsteuerung. Oder auch der Einsatz von KI, insbesondere für die Sammlung und Auswertung der Daten, um mit neuen Erkenntnissen die Weiterentwicklung voranzutreiben und zu verbessern, sowie die Wirksamkeit in der Patientenbetreuung zu belegen“, schildert Sandra künftige Entwicklungspotenziale.
Die HCSG sei von Beginn an sehr datenanalytisch unterwegs gewesen, erklärt Sandra, sowohl was die Bewertung der Wirksamkeit bei den Patienten als auch was das Operative und das Controlling betreffe.
„Für meine Vorgänger war die Verbindung von strategischem und datenanalytischem Denken äußerst wichtig. Von ihnen habe ich viel gelernt und ich bin dankbar, dass unsere Prozesse so präzise aufgestellt sind. Unser Reporting ist eines der besten im Wettbewerb. Wir haben einen eigenen Datenanalysten, der einen hervorragenden Job macht.“
Vom Bedürfnis der Anwender her denken
Um TmHi weiter zu verbessern denkt Sandra stets vom Anwender her. Beispielsweise will sie sich dafür einsetzen, dass das Coaching wieder in den Betreuungsumfang aufgenommen wird, so wie es in der Schweiz der Fall ist. Das Coaching ist in Deutschland bei der Überführung von Telemonitoring in die Regelversorgung gekappt worden. „Die Aufgabe ist doch, den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden der Patienten zu steigern. Dazu gehört, dass Patienten auch dahingehend angeleitet werden, welchen Einfluss sie darauf nehmen können, mehr noch, Aufklärung, Beratung und Motivation sind essentiell, um gesundheitsfördernde Verhaltensänderungen herbeizuführen.“
„Dazu gehört es, die Menschen da abzuholen, wo sie gerade stehen. Die psychosozialen Anteile in der Betreuung sind ebenso wie die technischen und medizinischen wichtig“, sagt die Diplom-Pädagogin, die auch Arbeits- und Organisationspsychologie studiert hat.
Man muss den Patienten immer als Ganzes betrachten und auf jeden individuell eingehen, ist ihr Credo. „Wenn zum Beispiel ein Mensch, der sein Lebtag auf Berge gestiegen ist, diesem Hobby aufgrund seiner Erkrankung nun nicht mehr nachgehen kann, dann müssen wir ihn aufbauen, motivieren und Perspektiven aufzeigen. Mit einer Gondelfahrt kann er auf Berge gelangen und wieder die Aussicht genießen. Das motiviert und irgendwann schafft er es wieder zu Fuß ins Tal und wenn es ganz gut läuft, auch wieder hinauf.“
Coaching ist ein gesundheitspolitischer Diskussionspunkt, dem auch andere Spezialisten mehr Gewicht verleihen möchten. Alle sind sich einig, dass momentan die Schulung und Selbstbefähigung der Patienten im Alltag zu kurz kommt.
„Die Pflegekräfte und HFN bei der HCSG leisten hier großartige Arbeit“, lobt Sandra. „Da das Coaching seinerzeit Bestandteil von mecor® [Anm.: einem integrierten Versorgungsprogramm der Krankenkassen], war, beraten und motivieren unsere Mitarbeiter die Patienten im Gespräch ganz automatisch. Sie sind es so gewöhnt.“ Insofern bekommen alle bei hedy sogar noch eine Zusatzleistung, die aktuell gar nicht vergütet wird. Aber sie diene den Patienten und das sei immer noch das Wichtigste, betont Sandra.
Mehr Praxen und mehr Patienten
In Zukunft will sich Sandra aber noch für weitere Aspekte stark machen. Zum Start des TmHi in die Regelversorgung waren alle recht euphorisch. Die Hoffnung, dass sich die lebensrettende Betreuungsmethode schnell flächendeckend ausrollen lasse war groß gewesen. „Die Zeit für die flächendeckende Etablierung wurde allerdings von allen unterschätzt“, erklärt Sandra. „Die Praxen sind sehr eng getaktet. Ein neues System einzuführen – und sei es noch so sinnstiftend – dafür fehlen oft Zeit und Kapazitäten. Die Patienten aufzuklären, sie zu beraten und vom Nutzen des Telemonitorings zu überzeugen und sich in das Programm einschreiben zu lassen braucht Zeit.“
Sandra Rosendahl hat maßgeblich an der Gestaltung des professionellen Einschreibeservices für Praxen mitgearbeitet. Alle möglichen Tätigkeiten, die nicht zwingend von Arzt oder Praxispersonal übernommen werden müssen, leistet das hedy Team. Ziel ist es, mehr Praxen von der Gründung eines TMZ zu überzeugen, um die flächendeckende telemonitorische Versorgung herzinsuffizienter Patienten schneller auszurollen.
Ein weiterer Punkt, für den sich die HCSG Geschäftsführerin stark macht, ist die Öffnung des Programms für HI Patientengruppen. Sie meint, die Kriterien, die ein Patient zur Aufnahme in die TmHi erfüllen müssen, seien zu streng auf schwer kranke Patienten ausgerichtet. Sie will sich gemeinsam mit anderen dafür stark machen, dass die Kriterien ausgeweitet werden.
„Es gibt noch viel Diskussionsbedarf. Doch wenn es auf
einmal schnell geht und viele Praxen und Patienten TmHi nutzen wollen, wird es
an der HCSG nicht scheitern. Wir sind bereit!“
Ein außergewöhnlicher Werdegang
Dass Sandra Rosendahl für Ihren Job und das Thema brennt, ist mehr als deutlich. Während des Gesprächs springt die beispiellose Begeisterung für das Thema sofort über. Beispiellos ist auch ihre berufliche Entwicklung, die sie hier persönlich schildert.
Mein erstes Berufsziel war gelernte Kinderkrankenschwester. Dass ich heute dort bin, wo ich bin, verdanke ich dem Umstand dass mir auf meinen Weg immer Vorbilder und Mentoren begegnet sind, die Potenziale in mir erkannt und diese gefördert haben.
Bereits in meinen ersten beruflichen Stationen wurden meine pädagogischen Fähigkeiten gelobt. Das hat mich dazu veranlasst mich zur Lehrerin für Pflegeberufe weiterzubilden. Um langfristig in den Akademien für Gesundheitsberufe eine leitende Funktion übernehmen zu können, war aufgrund einer Gesetzesänderung zudem ein abgeschlossenes Studium erforderlich. Ich habe mich dann bewusst gegen ein medizinisch-basiertes Studium entschieden und stattdessen Betriebs- und Führungspädagogik, mit Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie, studiert.
2009 bekam ich die Gelegenheit, bei der Gesellschaft für Patientenhilfe im Rahmen des berufsbegleitenden Studiums meine Diplom-Arbeit zu schreiben. Im Anschluss habe ich bei diesem Telemedizin-Unternehmen als Personalentwicklerin gearbeitet.
2013 bekam ich von der Firma die Chance, an einem Managementseminar teilzunehmen. Das Seminar war wahnsinnig spannend und inspirierend, da ich Menschen aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen kennenlernen konnte.
Im Managerseminar war das 360-Grad-Feedback, dass jeder von seinem Unternehmen im Vorfeld bekam, ein Schlüsselerlebnis für mich. Es war aufschlussreich und ich habe vieles erfahren, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Aus der Komfortzone herauszukommen, die eigenen Potenziale zu nutzen und zu entwickeln, ist seitdem mein kontinuierliches Ziel.
Mein Fokus für die Zukunft war danach klar: Ich möchte Führungs- und Personalverantwortung übernehmen. Mit Gründung der HCSG im Jahr 2016 habe ich meine Chance etwas Neues mit aufbauen zu können erkannt. Ich stieg als Leiterin für Personal und für das operative Geschäft, als COO mit ein und bekam zudem Prokura übertragen.
Der Schritt nun die Geschäftsführung zu übernehmen ist für mich Lohn und Ehre zugleich. Ich brenne für das Thema Telemedizin, für die Firma und freue mich darauf, mit meinem Team Neues anzupacken.